@SonGohan: Ja ja, das mit PJs hochgradiger Subjektivität bringst du immer, wenn du bei etwas nicht meiner Meinung bist. Wenn du meiner Meinung bist, dann greifst du aber trotzdem mein Gegenargument auf, dass es eben doch bis zu einem gewissen Punkt Kriterien gibt, die abseits von subjektivem Geschmack liegen und genau das hab ich ja oben erklärt. Und was an "gut" und "schlecht" extrem sein soll, versteh' ich nicht ganz. Was gibt es denn außer "gut" und "nicht gut", also "schlecht"? Jede Art von Urteil bewegt sich ja wohl immer in diesen beiden Kategorien.
Zuerst mal: Natürlich ist ein Film was anderes als eine Serie, gerade das ist mein Punkt. Wenn mir jemand sagt: "Jo, der Film ist eigentlich weitgehend blöd, aber diese eine Viertelstunde ist die lahmen 2 Stunden wert", dann lass ich mir das noch gefallen. Aber bei einer Serie kämpf' ich mich nicht durch eine ganze Staffel, nur weil mir vielleicht die nächste zusagen könnte. Das ist mir zuviel Zeit investiert für zuwenig Unterhaltung. Finde ich druchaus relevant. Übrigens ist das immer populärer werdende Klischee, dass in einem Film alles total vereinfacht werden muss, und wirklich komplexe Geschichten nur in Miniserien oder Serien erzählt werden können, falsch. Das ist vor allem ein Marketing-Gimmick, das Hollywood im letzten Jahrzehnt forciert hat, um ihre epic Epen in Filmreihen erzählen zu können.
Zum zweiten: Es stimmt schon, dass es im Grunde 2 Arten von narrativen Strukturen bei Serien gibt: Die mit unabhängigen abgeschlossenen Episoden und die mit durchgehender Handlung (natürlich gibt's auch eingie Serien, die eine Mischung sind, aber auch dort überwiegt letztlich die eine oder die andere). Das hat jedoch keine Auswirkung auf die Beurteilung einer Serie nach sagen wir mal 3 Folgen. Wenn eine Serie stark episodisch ist, d.h. jede Folge eine abgeschlossene Geschichte mit so gut wie keiner oder geringer Auswirkung auf die nächste Folge, dann bleibt eine gewisse erzählerische Struktur die selbe... schließlich ist es ja eine Serie, d.h. eine gewisse Konsistenz in Grundton, Erzählweise, Charakteren, Genre, muss gegeben sein. Man kann daher sehr gut eine solche Serie anhand einer Handvoll Folgen beurteilen.
Bei Serien, die eine durchgehende Handlung haben, ist es ja noch wichtiger, dass eine thematische wie formale Konsistenz da ist und gerade da ist es wichtig, dass eine Serie zumindest andeutet, in welche Richtung sie geht. Wenn eine kontinuierliche Handlung mich nach einer Handvoll Folgen immer noch kaltlässt, dann kann ich sehr wohl sagen, dass mich die Serie nicht interessiert. Und wenn es tatsächlich so ist, dass die Serie irgendwann einen so starken stilistischen oder erzählerischen Bruch hat, dass sie einem nach der Hälfte der Serie plötzlich gefällt, dann kann man die Serie nicht wirklich gut nennen, weil sie keine Konsistenz hat und damit letztlich nicht mehr dieselbe Serie ist.
Es geht nicht darum, dass man nach 3 Folgen schon das Ende vorhersagen kann, wo die Reise enden wird, aber man sollte abschätzen können, in welche Richtung die Reise geht und es sind mir bisher wirklich sehr wenige Serien untergekommen (wiewohl ich nicht einmal annähernd einen Bruchteil von SonGohans überaus höchst beeindruckenden 800 Serien geschaut habe), bei denen dies nicht der Fall wäre.
Natürlich gibt es Ausnahmen und ich würd's jetzt auch nicht unbedingt an den 3 Folgen festmachen. Aber diese Ausnahmen sind eher im episodischen Lager zu finden, als in dem mit durchgehender Handlung. Das mit dem "Ab der 2. Staffel wird's erst so richtig gut" ist mir jetzt nur spontan eingefallen, weil das irgendwo mal jemand über "Heroes" gesagt hat; zumindest glaube ich, mich daran erinnern zu können.
@Suckysuck: Also deine Beispiele sind ja wohl der beste Beweis für die X-Folgen-These. "Breaking Bad" und "Game of Thrones" sind absolut konsistent in Ton und Handlung. Wer die ersten beiden Folgen "Game of Thrones" guckt, weiß ja wohl ganz genau, wie Stil, Stimmung und Handlung der Serie sein werden und ob es einem zusagt oder nicht: Mittelalter-Setting, Intrigen, sehr sehr spräliche Fantasy-Elemente (sogar das wird gleich zu Beginn der allerersten Folge vorausgeschickt), es wird durchaus auch Blut fließen und einige Frauen werden von hinten genommen (gibt es überhaupt einmal Missionarsstellung in der Serie?
). Sebliges gilt für "Breaking Bad", wo die Grundstimmung durch den Ausgangspunkt der Handlung klar ist: Wenn der Protagonist tödlichen Krebs hat und deshalb anfängt Drogen herzustellen, dann kann man ja wohl abschätzen, dass einem da keine Sitcom ins Haus steht und die Stimmung tendenziell eher düsterer wird.
Darum geht's und diese Art der Konsistenz sollte eine Serie haben, um gut zu sein.