@Neosid’jan‘:
Man kann ein endliches System wie die Erde nun mal nicht unendlich belasten
Deine erste Entgegnung hört sich für mich ein wenig an wie: „nach mir die Sintflut.“
Was das Wachstum durch Einspareffekte anbelangt, so möchte ich diesen Gedanken einmal an einem Beispiel verdeutlichen.
Wachstum wurde bislang vor allem durch „Mehr“ erzielt.
Mehr Produktion, mehr verbrauchte Ressourcen, mehr Ausstoß von Abgasen usw.
Was ich anregen wollte, war der Gedanke, mit dem was wir haben effizienter umzugehen.
Ein Unternehmen kann mehr Gewinn machen, indem es mehr produziert und verkauft oder indem es beispielsweise schaut, wo kann ich in meinem Unternehmen Einspareffekte nutzen. Kann ein energieintensives Unternehmen seine Energiekosten beispielsweise um 15% senken, macht sich dies, nach eventuellen anfänglichen Investitionen, positiv beim Gewinn bemerkbar.
Es gibt heute bereits erste Ansätze beim Qualitätsmanagment oder in Form von Facilitymanagern, die in großen Bürogebäuden nach Einsparpotentialen suchen oder Unternehmen die ihre Produktion umkrempeln und so weniger Ressourcen benötigen und den Verbrauch von giftigen Stoffen reduzieren, welche beim Herstellungsprozess verwendet werden.
Dahin sollte der Weg gehen.
Nicht immer mehr aus immer mehr, sondern mehr aus weniger.
Dies geht sicherlich nicht von heute auf morgen aber wenn man weiter den Weg verfolgt: „Mehr bring mehr", wird man irgendwann an die natürlichen Grenzen des jeweiligen Systems stoßen.
Deinen nächsten Punkt, kann ich zwar teilweise nachvollziehen (gut das die Mauer weg ist) aber hier geht es nicht um geschichtliches, sondern darum, den erarbeiteten Wohlstand so zu nutzen, dass es den Menschen in Deutschland gut geht, das Sie eine Zukunft vor sich sehen.
In diesem Thread geht es, nicht zu vergessen, ums Kinderkriegen.
Jemand der eine unsichere Zukunft vor sich sieht, wird sich sehr genau überlegen, ob er ein Kind in die Welt setzt d.h. wenn die Politik möchte, dass in diesem Land mehr Kinder geboren werden, klappt dies nur, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen einigermaßen stabil sind.
Prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Kinder, deren schulischer Werdegang maßgeblich vom Elternhaus abhängt und ein erhöhtes Risiko durch das aufziehen von Kindern in die Armut abzurutschen , sind Faktoren, die viele Menschen eben dazu bewegen, eher keine Kinder in die Welt zu setzen. (aus finanziellen Gründen oder weil sie es nicht verantworten können.)
Was mein Argument angeht, dass viele Menschen weder Lust, noch die finanziellen Mittel haben Kinder großzuziehen, so darf man auch hier das Thema dieses Threads nicht vergessen.
Hier wird vereinfacht gesagt: „Du bist 25! Hast Du Kinder? Nein! Dann zahle!“
Hier geht es also vor allem um junge Menschen am Beginn ihres Berufslebens. Gerade diese Arbeitnehmer finden sich häufig in prekären Beschäftigungsverhältnissen, die zeitlich befristet sind oder schlecht bezahlt werden wieder.
Wie kann man von einem jungen Menschen in solch einer unsicheren Lebenssituation verlangen Kinder zu zeugen? Viele haben die finanziellen Mittel nicht und wenn, dann können die Betroffenen meist nicht abschätzen, wie lange dieser Zustand gegeben ist.
Was die Akademiker angeht, so liegen die Dinge hier etwas anders. Nicht der finanzielle Aspekt ist dem Kinderwunsch hinderlich, sondern hier sieht man das Dilemma der fehlenden Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ich kenne Leute, die in der chemischen Industrie arbeiten und sagen: „Wir würden gerne aber wir können nicht einfach 1 oder 2 Jahre Pause machen, da wir sonst durch die rasante Weiterentwicklung in unserem beruflichen Umfeld den Anschluss verlieren.“
Die Möglichkeiten einen Kita-Platz oder eine Tagesmutter zu finden, sind eben nicht überall gegeben. Genau dort sind uns andere Länder voraus. Dort möchte man auch mehr Nachwuchs aber der Staat schafft auch entsprechende Rahmenbedingungen.
Deutschland hingegen sagt zwar A aber das B lässt auf sich warten.
Was der letzte Punkt mit dem Armutsrisiko anbelangt, so ist es nun mal ein Fakt, das gerade Familien mit Kindern und ganz besonders Alleinerziehende überdurchschnittlich von Armut bedroht sind.
Wer aber möchte, dass die Geburtenrate steigt, darf nicht Diejenigen verarmen lassen, die durch das Aufziehen von Kindern dafür sorgen, dass es unserem Land besser geht und es zukunftsfähig bleibt, wie es momentan der Fall ist, sondern muss zeigen, dass er es ernst meint mit der Unterstützung.
P.S. Deine Ausführungen betreffs der Sozialabgaben, müsstest Du mir vielleicht etwas genauer erläutern.
Ich beklagte, dass durch die sinkende Geburtenrate und die ineffiziente Verteilung des vorhanden en Geldes unser Sozialsystem geschwächt wird und höhere Sozialabgaben nötig sind.
Du führst daraufhin Wachstum und höhere Sozialabgaben an.
Was nutzt Wachstum, wenn es nicht gleichmäßiger verteilt wird?
Irgendwer muss die Sozialabgaben zahlen.
Entweder wir ermöglichen es mehr Menschen einen Beitrag zu unseren Sozialsystemen zu leisten, beispielsweise durch mehr Geburten, was sozialversicherungspflichtige Jobs von denen man Leben kann voraussetzt, oder wir müssen Diejenigen höher besteuern, die überdurchschnittlich vom Wachstum profitieren.
Das Wachstum ist ja da!
Der Text war zwar jetzt etwas ausführlicher als beabsichtigt, aber ich hoffe, dass einige Punkte klarer geworden sind.
Hier mal ein 10 Minuten Video von 2010: Monitor: Besser statt mehr - Wirtschaftswachstum radikal anders
http://www.youtube.com/watch?v=MzKCdYk_pDI
Vielleicht lässt sich der ein oder andere Benutzer ein wenig inspirieren.
Hierzu empfiehlt sich auch die Dokumentation "Kaufen für die Müllhalde"