Der Typ redet ja komplett an den Realitäten vorbei. Der redet vom Internationalen Gerichtshof, aber wer holt denn Assad von Damaskus nach Den Haag? Internationales Recht existiert wie jedes Recht nur, wenn es auch durch- bzw. umgesetzt wird. Assad sitzt bis jetzt fest im Sattel in Damaskus, gestützt von Russland mit Duldung von China. Was soll ihn ein INternationaler Gerichtshof kümmern? Der konnte bisher getrost nach dem klugen Wort von Pompeius walten: "Hört auf, Gesetze zu zitieren. Wir tragen Waffen." Natürlich kann man Assad in Abwesenheit verurteilen, aber was ist damit erreicht?
Und Kerrys und Obama haben natürlich trotz aller Unkenrufe brilliant taktiert. Assad hat offensichtlich wirklich Schiss bekommen, dass die USA ihm an die Gurgel wollen, und nur mehr einen Anlass provozieren wollen. Ebenso Russland. Daher haben nun beide eingelenkt, zuerst Putin und dann sogleich Assad. Somit hat Kerrys Ultimatum genau das erreicht, was er gefordert hat.
Jetzt mal angenommen, dass der Chemiewaffeneinsatz wirklich von ihm ausgegangen ist. Durch Bombenabwürfe, durch die nur weitere Unschuldige ums Leben kommen bekommt man Herrn Assad nach Den Haag? Wohl kaum. Zumal man wohl bezweifeln darf, dass der Militärschlag ihn entmachtet hätte. Ein ausgedehnter Kriegseinsatz mit dem Versuch auf diese Weise ähnlich wie im Irak einen Regimewechsel zu erzwingen, war ja offensichtlich nicht vorgesehen und wäre auch eine dumme Idee gewesen.
Falls das "Nach Den Haag bomben" wider Erwarten doch funktionieren würde, könnte man ja als Nächstes den Sudan oder Kenia bombardieren, denn dort halten sich auch ein paar Personen auf, die in Den Haag sehnlichst erwartet werden. Man hätte zwar vermutlich hunderte, wenn nicht tausende Unschuldige dabei getötet, aber immerhin hätte man ein paar Kriegsverbrecher vor Gericht stellen können. Na, wenn es das nicht Wert wäre?
Aber Spaß beiseite: Einflussreiche Personen in Ländern, die den Internationalen Strafgerichtshof ablehnen (wie Syrien, Saudi-Arabien, China oder die USA), geht nunmal nicht ohne Weiteres. Nichtsdestotrotz ist der Weg über Den Haag der korrekte Weg gegen Kriegsverbrecher vorzugehen. Cowboy-Methoden, die das Leben von weiteren Unschuldigen bedrohen, sind es nicht.
Für mich sah das mit der Abgabe der syrischen Chemiewaffen eher wie ein Strohhalm von Herrn Putin aus, durch welchen Präsident Obama aus der durch das willkürliche Ziehen roter Linien herbeigeredeten Zwickmühle ohne Gesichtsverlust herauskommen kann. Vorher hatte er die Wahl einen weiteren Krieg zu beginnen, für welchen er in der US-amerikanischen Bevölkerung kaum Rückhalt gehabt hätte. Oder alternativ doch noch von dem Militärschlag abzusehen, was seine Bevölkerung zwar begrüßt hätte, dabei aber mit einem Gesichtsverlust für ihn und die USA einhergehen würde, da er international als "Weichei" dagestanden hätte, welches man als Despot nicht fürchten muss.
Wie er sich auch entschieden hätte, es hätte ihm auf die eine oder andere Art geschadet. Dank der Offerte seitens Russlands und Syriens kann Herr Obama jetzt zeigen, dass er etwas erreicht hat ohne einen unbeliebten Kriegseinsatz zu starten.
Für mich sah das Angebot von Herrn Kerry eher wie ein rhetorischer Trick aus, welches nicht Ernst gemeint war, aber wider Erwarten doch aufgegriffen wurde. Ich glaube der Herr Kerry hatte sich da schlicht verplappert.