Haha, nice one. Wird aber wohl kaum jemanden wundern, dass ich gegen Gun Control bin. Könnte das auch sorgfältig begründen, aber ich denke nicht, dass das hier zu einer fruchtbaren Diskussion führt. Wieso schreien die Weicheier eigentlich jedes Mal nach strengeren Waffengesetzen bei einem Attentat? Ich sehe da keinen Zusammenhang, man schaue sich nur Europa an.
da ich mich in den letzten 2 jahren nebenher mit libertarismus beschäftigt habe, kenne ich so einige argumentationsmuster bzgl. waffen tragen.
bei waffengesetzen nach einem attentat ist die frage, was die ausgangslage ist. wenn man unter attentat auch amokläufe an schulen subsumiert, wo der schüler sehr leichten zugang zu den waffen hatte und (!) mit diesen auch noch umgehen konnte, dann bin ich sowas von für schärfere waffengesetze! wenn wir uns dagegen paris angucken ist irgend ne verschärfung natürlich humbug. die attentäter haben sich automatische (!) kriegswaffen (!) und sprengsätze illegal beschafft. die hat da niemand anders als bei schüler im schlecht gesicherten schrank von papi stehen. von organisationsgrad und motiven mal ganz zu schweigen. und die herrschaften wirste wohl mit was für strafen und überwachung (ontopic schon durchgekaut) auch immer, nicht abschrecken können.
um auf politischen libertarismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Libertarismus
und waffengesetze zurückzukommen:
insb. die sog. anarchos sehen (bspw. hierzulande) das gewaltmonopol des staates als großes problem, weil dies u.a. der unterdrückung der bürger dienen würde. zudem wären anschläge wie in paris wahrscheinlich nicht so schlimm verlaufen, wenn denn die bürger nicht "wie die schafe" unbewaffnet gewesen wären.
theoretisch nette gedanken, praktisch aber höchst zweifelhaft. denn in jedem (!!!) moment und an jedem (!!!) ort, wo jemand eine waffe trägt, muss er psychisch und im praktischen umgang mit einer waffe zu 100% fit sein. da kann uns talatavi wahrscheinlich epische vorträge drüber halten. ich habe da nur den 10monatigen wehrdienst vorzuweisen, wo ich mit g3, g36, p1, p8 und mg3 scharf schießen durfte. resümee: effektives schießen unter angenehmsten übungsbedingungen auf ne zielscheibe bedarf schon übung.
stellen wir uns dann einfach mal vor, wir wären in paris in dieser größeren kneipe beim rockkonzert dabei gewesen. es ist laut, dunkel, man hat einen über den durst getrunken, die hüften werden geschwungen, der ein oder andere ist in katholisch nicht korrekter interaktion mit frau oder auch mann...und dann kommen da ca. 3 typen mit automatischen waffen rein und beginnen in die menge zu feuern. wenn man da nicht gerade ne ausbildung bei sek oder ksk genossen hat, dürfte einem ne waffe weniger bringen als sich schnellstmöglich zu verpissen. und jemanden, der sich sowieso im anschluss in die luft sprengen will, wird man damit auch nicht abschrecken können, dass seine opfer ihn erschießen könnten.
ein anderes praktisches problem ist, dass der angreifer (welcher sich dann zb zwecks raubüberfall kurz vorher ne waffe legal gekauft hat) meist den zeitlichen vorteil hat. wenn der innem laden die waffe dem verkäufer vor die nase hält, hat der keine zeit mehr, seine waffe(n) hervorzuholen. klar, automatische selbtschussanlage wäre ne option. die ist aber wahrscheinlich nicht gerade billig
Wilma, könnten wir uns darauf einigen oder zumindest annähern, dass vom Prinzip her libertäre Ideologie gar nicht so verkehrt ist?
das kommt aufs prinzip an und von welcher ausprägung des libertarismus wir reden. grundsätzlich habe ich aber mit jeder ideologie erstmal probleme.
Vom ansatz her (wiki):
Libertarismus (lateinisch Libertas ,Freiheit‘) oder Libertarianismus (Lehnwort zu „libertarianism“) ist eine politische Philosophie, die an einer Idee der negativen Handlungsfreiheit als Leitnorm festhält[1] und deren unterschiedliche Strömungen alle vom Prinzip des Selbsteigentums ausgehen und für eine teilweise bis vollständige Abschaffung oder Beschränkung des Staates sind
klingt das für mich erstmal schick. mir fallen dann aber direkt sehr viele "wenns" im sinne von notwendigen nebenbedingungen ein. und wenn die alle erfüllt sind, kann der libertäre sich damit wahrscheinlich nicht mehr identifizieren. mir fehlt bspw. die positive handlungsfreiheit (
https://de.wikipedia.org/wiki/Negative_und_positive_Freiheit). d.h. bspw. konkret: der zwang (vgl. negative freiheit davon), die vorhandene polizei, feuerwehr, straßen, energie etc. nutzen zu müssen (!) ist für mich vielmehr positive freiheit. Denn ich habe keine Zeit, keine Lust und nicht das knowhow, mir über elementarste dinge, die mein leben ermöglichen, gedanken machen zu müssen (!). schönes bsp. aus amiland:
http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...hr-nur-wer-zahlt-wird-geloescht-11051739.html
da gibt es dörfer, wo man eine abgabe an die feuerwehr entrichten KANN. man hat also die wahl, die negative freiheit, keinen zwang. macht man das nicht, löschen die einem nicht das haus. das führt natürlich zu völlig albernen situationen. die nachbargrundstücke wurden zwar bewässert, aber es wäre wohl effizienter gewesen, den brand an der ausbruchsstelle zu löschen.
true anarchokapitalismus halte ich für nicht kompatibel mit der menschheit im jetzigen evolutionsstadium. die gesellschaften, die kapitalistische produktionsweise, der handel und die globalisierung können so nicht funktionieren. und sie werden so wohl auch nie funktionieren, was man aber natürlich nie zu 100% ausschließen kann. die gesselschaftsform von star trek auf der erde zu zeiten picards halte ich aber für wesentlich wahrscheinlicher. (ahjo, die ferengi sind übrigens sehr nahe am ideal des anarchokapitalismus.)
bei bedarf kann ich das näher ausführen.
summa summarum kann libertarismus in seiner schwachen, linken form in sehr kleinen, abgeschlossenen volkswirtschaften (dorf mit 100 einwohnern, ohne außenhandel) vielleicht funktionieren. bei größeren gesellschaften, wo bspw. anonymität zwangsläufig entsteht, führen seine grundlagen zu feudalismus. dabei wird er auch sehr ineffektiv und ineffizient im hinblick auf technologische evolution sein.
für 99,9% der menschheit ist libertarismus nicht geeignet bzw. sie würden sich durch ihn schlechter stellen.